IMS-Schlierbachtal e.V.
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2015 - Willi´s Bulldog wieder zu Hause!

Willi Schneider hat einen Hanomag Robust 800 S nach 30 Jahren aus USA zurück in Odenwald geholt.

 

 

 

 

 

 

Der Hanomag Robust 800 S wurde 1981 in Erlenbach umgebaut, um in Minnesota auf einer Farm eingesetzt zu werden. Nun steht er in Schlierbach.

 

Schlierbach. Über 30 Jahre lang stand er einsam vor sich hinrottend auf einer Farm in Greenbush/Minnesota: der Hanomag Robust 800 S. Das triste Dasein hat für den einstmals leistungsstarken Traktor seit dieser Woche ein Ende. Nach sechs Jahren Verhandlungen mit dem Eigentümer und den amerikanischen Behörden hat er ein neues Zuhause auf dem Hanomag-Hof des Schlierbacher Schlepper-Experten Willi Schneider gefunden, der sich damit einen großen Traum erfüllt hat.

Denn Bulldogs spielen in Schneiders Leben eine ganz besondere Rolle. So hat er nicht nur als langjähriger Leiter die Schlepper-Abteilung der Interessengemeinschaft Motorsport Schlierbachtal (IMS) mit aufgebaut - er ist auch ein leidenschaftlicher Sammler von Hanomag-Traktoren. Mit Unterstützung seiner Familie hat er in den vergangenen Jahrzehnten gleich mehrere Oldtimer der Firma restauriert und ist treibende Kraft bei den jährlichen Bulldog-Ausfahrten der IMS.

Die Geschichte des Robust 800 S geht bis 1969, dem Baujahr, zurück. Die Firma Hanomag hatte einen Auftrag aus Griechenland über die Lieferung von 1000 Exemplaren erhalten. Das war die letzte Charge, da Hanomag schon mit der Produktion eines leistungsstärkeren Nachfolgers begonnen hatte. Der Deal platzte jedoch. Um nicht auf den Traktoren sitzenzubleiben, brachte Hanomag diese zu sehr günstigen Preisen in Deutschland auf den Markt.

 

 

Hanomag Robust 800

Willi Schneider hat zwei Robust-800-S-Traktoren aus einer Produktionscharge in seiner Sammlung. Die Fahrgestellnummern liegen gerade einmal 113 Nummern auseinander und wurden zusammen ausgeliefert. Gebaut wurden sie 1969 in Hannover.

Der Robust 800 (S) war der Nachfolger des R 460. Das Getriebe des Vorgängers wurde nahezu unverändert übernommen und an den aus der Baumaschinenfertigung bekannten D941-Vierzylinder-Dieselmotor geflanscht. So entstand der hubraumstärkste Radschlepper, den Hanomag je gebaut hat.

Mit 6,8 Litern Hubraum und 75 PS war der Robust 800 einer der Großen seiner Zeit.

Eine technische Besonderheit bot er mit seiner optionalen Servolenkung, die erstmals für einen Hanomag-Schlepper angeboten wurde.

Haupteinsatzgebiet war die schwere Ackerarbeit. Er gehörte von 1964 bis 1969 zum Programm.

Diese Gelegenheit ließ sich der Erlenbacher Automaten-Unternehmer Grünig nicht entgehen. Er kaufte fünf Traktoren auf einen Schlag. Zwei kamen nach Südtirol, wo sie im Torf-Werk von Grünig eingesetzt wurden, die anderen drei 1975 in die Nähe von Dijon in Frankreich, wo der Unternehmer eine Schaffarm betrieb. Schneider arbeitete für den Betrieb in Erlenbach in der Werkstatt und war auch für die Wartung der Traktoren zuständig, so dass er regelmäßig nach Dijon unterwegs war.

Einer der französischen Bulldogs sollte dann auf Grünigs Farm in den USA für die Kartoffelernte eingesetzt werden. Dafür wurde er in Erlenbach umgebaut. 1981 wurde der Bulldog nach Minnesota verschifft, wo er aber nur kurze Zeit im Einsatz war, da die Kartoffelernte eingestellt wurde. "Er wurde in eine Ecke gestellt, weil er nicht mehr gebraucht wurde. Und dort stand er dann die ganzen Jahre", erklärt Schneider, der 1978 für Grünig ein ganzes Jahr auf der amerikanischen Farm arbeitete.

Die USA taten es ihm und seiner Frau Gabi an. Daher unternahmen sie in den folgenden Jahren immer wieder Reisen dorthin, wobei Abstecher auf die Grünig-Farm nicht fehlen durften. "Ich hatte die ganze Zeit im Hinterkopf, dass da noch der alte Hanomag stehen müsste", erinnert er sich. Bei einem Besuch 2000 stöberte er den Robust 800 S auf und machte einige Bilder von dem Traktor. Schon damals kam ihm die Idee, ihn wieder nach Deutschland zurückzuholen. Doch zuvor widmete er sich erst einem "Bruder" des Bulldogs, den er 2005 aus Südtirol nach Schlierbach holte.

Langwierige Verhandlungen

Vier Jahre später setzte er sich mit Gabriele Grünig, der Tochter des Firmenchefs, die inzwischen die Farm in den USA führte, in Verbindung. Aufgrund der guten Erfahrungen, die ihr Bruder Eckehard mit der Rückführung des Südtiroler Traktors mit Schneider gemacht hatte, war sie schnell bereit, ihn zu unterstützen. Doch die amerikanischen Behörden machten ihm einen Strich durch die Rechnung, da sie die Ausfuhr des Hanomags nicht genehmigten.

Es dauerte bis 2013, bis der Schlierbacher endlich "grünes Licht" bekam und den Robust 800 S kaufen konnte. Bei seinen amerikanischen Freunden Karen und Ernie Janousek brachte er ihn zunächst einmal unter. Im folgenden Jahr reiste er mit seiner Frau nach Minnesota, um den Traktor fahrtüchtig zu machen. Die Spannung war groß - doch tatsächlich sprang der Robust beim ersten Versuch schon an. "Das ist die robuste Qualität aus Hannover", sagt Schneider lachend.

Eine Spedition organisierte nun die Reise, die vor vier Wochen begann. Zunächst wurde der Bulldog von Greenbush nach New York gebracht. Dort gab es Probleme, denn der Kaufvertrag musste von einem amerikanischen Notar beglaubigt werden. Gabriele Grünig besorgte die erforderlichen Unterlagen. Mit dem Schiff kam der Bulldog dann nach 16 Tagen in Bremerhaven an. Auf einem Sattelschlepper wurde er nach Schlierbach gebracht, wo Willi Schneider und Sohn Björn, der die Leidenschaft ebenso teilt wie Schwester Svenja, ungeduldig warteten. Mit Hilfe des Brudertraktors luden beide den "verlorenen Sohn" ab und brachten ihn auf den Hanomag-Hof der Schneiders - nach einer ersten Testfahrt. "Er ist einwandfrei gelaufen", zeigten sich die Schneiders überrascht.

"Jetzt sind beide wieder vereint", sagt Willi Schneider mit glänzenden Augen. "Das ist ein Highlight in meinem Hanomag-Leben." Nun beginnt aber die eigentliche Arbeit, denn die Schneiders wollen den Robust wieder in den Originalzustand zurückversetzen. Dank seiner Kontakte zu Schlepperfreunden europaweit sowie auf Liebhabermärkten hat er sich die nötigen Ersatzteile bereits beschafft. Denn durch den Umbau seinerzeit sind viele Originalteile nicht mehr vorhanden.

Ein gutes Jahr hat er für die Restaurierung veranschlagt - "wenn's nicht noch länger dauert", sagt Willi Schneider. Die Vorfreude darauf, den Traktor im Originalzustand fahren zu können, ist ihm dabei deutlich anzusehen.

© Bergsträßer Anzeiger, Samstag, 27.06.2015

Mehr dazu - www.dmv-motorsport.de

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